Kai-Steffen Jens Hielscher

Infrarot-Photographie

Canon IXUS 140 mit Lee Filter 746

Die folgenden Fotos wurden mit einer Canon IXUS 140 aufgenommen, bei der der Infrarotfilter vor dem CCD-Sensor entfernt und durch einen Lee 746 Filter (brown) ersetzt wurde. Dieser Filter ist ursprüglich für Beleuchtungszwecke gedacht. Er ist durchlässig für den nahen Infrarot-Bereich und sichtbares Licht mit Wellenlängen größer als 680 nm. Die Kennline dieses Filters ist der des bekannteren Kodak Wratten 89B relativ ähnlich. Die Größe des benötigten Filters beträgt lediglich 8 mm × 9 mm, daher kann er aus einem Lee Musterheft ausgeschnitten werden, das für wenige Euro erhältlich ist. Das Wechseln des Filters bei einer baugleichen Canon ELPH 130 ist in einem Youtube-Video ausführlich beschrieben. Dieses Video ist im Umfeld von Infragram entstanden. Bei diesem Projekt werden Filter verwendet, die neben dem Infrarotlicht den blauen Anteil des sichbaren Lichts passieren lassen. Durch einen Vergleich des Blau-Anteils mit dem Infrarot-Anteil kann die Vitalität von Pflanzen bewertet werden.

Die Kamera erlaubt einen manuellen Weißabgleich. Somit kann der Weißpunkt auf vom Infrarotlicht beschienenes Gras gelegt werden, sodaß Pflanzen in den erzeugten JPEG-Dateien relativ farbneutral erscheinen. Ein nachträgliches Ändern der Farbtemperatur für die Anpassung des Weißabgleichs führt aber zu Qualitätsminderungen, da die Farbtiefe bei JPEG-Dateien lediglich 8 Bit beträgt. Ein weiteres Problem ist, daß die Bilder relativ flau erscheinen, man muß meist den Kontrast erhöhen, was bei 8 Bit Farbtiefe ebenfalls nicht ideal ist, da sich die enthaltenen Farben bereits in der ursprünglichen Datei auf einen kleinen Farbbereich konzentrieren. Mit der Firmware-Ereweiterung CHDK kann die IXUS 140 jedoch auch DNG-Dateien mit höherer Farbtiefe produzieren. Diese Dateien beinhalten im Wesentlichen die rohen Daten des Bildsensors. Daher erscheinen die Bilder zunächst mit starkem Magenta-Stich. Mit der Open-Source-Software Raw Therapee lassen sich diese DNG-Dateien problemlos verarbeiten, man kann einen nachträglichen Weißabgleich durchführen und in andere Formate wie etwa TIFF oder JPEG konvertieren. Nicht zuletzt aufgrund des kleinen Sensorformats der Kamera sind die Bilder jedoch mit einem starken Farb- und Luminanz-Rauschen überlagert, welches beseitig werden sollte, was zwar auch mit Raw Therapee möglich ist, aber bei mir nicht immer zu befriedigenden Ergenbissen geführt hat. Am Schluß der Verarbeitung der Dateien werden meist noch die Rot- und Blau-Kanäle getauscht, damit der Himmel blau erscheint. Dies ist mit dem Kanalmixer von Raw Therapee problemlos möglich.

Um die Verarbeitung der DNG-Dateien in meinen Prozeß integrieren, den ich üblicherweise für die NEF-Dateien meiner Nikon Spiegelreflexkamera verwende, war es nötig, die DNG-Dateien mit Adobe Lightroom zu verarbeiten. Das Einlesen klappt noch problemlos, jedoch ist die Farbtemperatur beim Weißableich in Lightroom so eingeschränkt, daß die Pflanzen nicht farbneutral erscheinen können und die Bilder weiterhin einen starken Farbstich aufweisen. Für die Kamera kann mit dem Adobe DNG Profile Editor ein angepaßtes Profil erstellt werden, das auf die importierten Bilder in Lightroom angewendet werden kann. Mit meiner Kamera-Sensor-Kombination habe ich ein Profil mit Temperature -17 und Tint -100 erstellt und erreiche mit Lightroom bei einer Farbtemperatur von etwa 8500 K bis 12000 K und Tönung um -120 meist farbneutrale Fotos. Diese Werte liegen gut im verarbeitbaren Bereich, sodaß weitere leichte Farbtemperaturanpassungen möglich bleiben. Für den Tausch der Rot- und Blau-Kanäle habe ich bisher meist den Kanalmischer von Adobe Photoshop genutzt. Aber auch ohne den Umweg über Photoshop können die Kanäle getauscht werden, und dies auch noch komfortabler und kostenlos mit dem Lightroom-Plugin RBSwap. Ich mußte das Plugin leicht verändern, um 16-Bit-TIFF-Dateien ohne Schärfung verarbeiten zu können und eine kleine Korrektur am Code vornehmen, damit das Plugin auch mit Pfaden zurechtkommt, die Leerzeichen enthalten. Voraussetzung für den Einsatz ist die Installation von ImageMagick. Bei der Installation ist darauf zu achten, daß die Programme auch in den Systemsuchpfad aufgenommen werden, damit das Plugin funktioniert. Bei Verwendung dieses Lightroom-Prozesses kann auch Dfine aus der Nik Collection eingesetzt werden, um das Rauschen zu beseitigen. Diese Aufgabe erledigt das Dfine-Plugin exzellent.

Blick in Richtung Haidberg Blick in Richtung Haidberg
Mais am Wegesrand Mais am Wegesrand
Mais Mais
Mais am Grasberg Mais am Grasberg
Weg bei Kalchreuth Weg bei Kalchreuth
See bei Kalchreuth See bei Kalchreuth
Kirschbäume am Feldrand Kirschbäume am Feldrand
Seeblick nahe Kalchreuth Seeblick nahe Kalchreuth
Infrarot-Photographie 9 Am Waldstein
Am Waldstein Bärenfang
Teufelstisch Teufelstisch
Das Infrarote Schloß Das Infrarote Schloß
Auf dem Roten Schloß Auf dem Roten Schloß
Blick zur Schüssel Blick zur Schüssel
Am Roten Schloß Am Roten Schloß
Kapellenruine am Waldstein Kapellenruine am Waldstein
Blick nach Weißenstadt Blick nach Weißenstadt